am 21. September 2020
Stefan Eich
Diesmal habe ich wirklich überlegen müssen, ob ich einen Bericht über das gut organisierte Rennen des DSV schreibe oder ob ich mit meinen Gedanken erst noch bisschen Schwanger gehe!? Aber bevor ich meine wirren Erkenntnisse nicht zu Papier bringe, komme ich nicht zur Ruhe, daher schreibe ich lieber.
Als im letzten Jahr die 1. Ausgabe des Rennsteig-Rollskilaufs ausgetragen wurde, leider konnte ich nicht dran teilnehmen, da es eine Terminüberschneidung mit einem Rennen der Efisan-Skiroll-Classic-Serie gab, informierte ich mich natürlich im Nachhinein über diesen Wettkampf und hörte da viel Negatives bezüglich der Organisation und der Durchführung. Außerdem ist es eine sehr anspruchsvolle Strecke.
Erfreut war ich, als ich die Ausschreibung las und die Aussicht aufkam, endlich wieder an einem Rennen mit richtigen Konkurrenten teilnehmen zu können und das auch noch mit einem Massenstart! ☺ Unverzüglich ging meine Anmeldung an das Haseltal-Zeitmessteam. Ich bin „gut im Training“ und freute mich auf Oberhof. Beim Durchlesen der Startliste entdeckte ich viele bekannte Namen und machte mir Gedanken über mein eigenes persönliches Ziel. Da mittels Massenstart ins Rennen gestartet werden sollte, hätte ich mich ganz hinten einsortiert, wie ich es beim „Jested“ schon erfolgreich gemacht hatte, um mit meinem eigenen Tempo zu starten und nicht gleich euphorisch mit der Elite mitzugehen.
Bei zwei mir persönlich bekannten Startern wollte ich bei einem ziemlich nah an sein Ergebnis rankommen und beim anderen wollte ich auf jeden Fall vor ihm im Ziel sein! Als Ziel Zeit habe ich mir 1:10 Std. vorgenommen, Soweit die Theorie!!
In der Ausschreibung stand ein Massenstart um 9 Uhr, was heißt, dass wir am Samstag nach Oberhof fuhren um ausgeruht und gut gefrühstückt an den Start gehen zu können. Wir fuhren rechtzeitig los, damit wir den sonnigen Tag noch zum Einkaufen und zur Streckenbesichtigung nutzen können. Normalerweise benötigen wir für diese 325 km ca. 3-3,5 Stunden inkl. Pausen. Da es eine Vollsperrung des Virngrundtunnels gab, und diese Umleitung komplett zu war, wurden aus diesen 3 Stunden insgesamt dann 7 Stunden. Wir konnten uns zwar noch bisschen in verschiedenen Geschäften umsehen, aber ausgiebig mit Freude sieht anders aus! ☹
Die Wettkampfstrecke fuhren wir dann einmal komplett mit dem Bus ab. Das hat zumindest gut geklappt. Dann war auch schon Abendessen, Fernsehschauen und Nachtruhe angesagt.
Der Sonntag versprach wieder ein warmer sonniger Tag zu werden, was die Entscheidung, welche Kleidung angemessen ist, einfach machte. Fertig angezogen ging es um 7:30 Uhr in den Frühstücksraum, den wir erstmal alleine genießen konnten. Unser Plan war, so gegen 8:15 Uhr die 15 km zum Start nach Gräfenroda in Angriff zu nehmen um noch rechtzeitig zur Startnummern- und Skirollerausgabe zu kommen. Es wurde mit Leihrollern von SRB, für eine Leihgebühr von 10,-€, gelaufen.
Der zugewiesene Parkplatz war schon gut gefüllt und Sportler aller Altersklassen wuselten umher. Unverzüglich begab ich mich zur Anmeldung, füllte den Covid-19-Fragebogen aus, bezahlte die Start-und Leihgebühr, insgesamt 25,-€ und bekam dafür meine Startnummer, die 145. Gleich im Anschluss wurden mir die Skiroller zugeteilt. Per Lautsprecher wurden alle Teilnehmer begrüßt und die wichtigsten Regeln erklärt. Unter anderem auch, dass es keinen Massenstart gibt, sondern einen Wellenstart mit jeweils 6 Startern in einem Abstand von 30 Sekunden. Auf der Startliste stand ich mit der Startzeit 9:12:30 Uhr. Hinter mir gab es dann noch 2 weitere Blöcke. Die Startplätze der einzelnen 6 Starter waren markiert und pünktlich um 9 Uhr fiel der Startschuss für den 1. Block! Bekanntere Weltcup-Starter wurden nochmal extra erwähnt und als ich am Start war hörte ich, dass jetzt die Hobbyläufer am Start stehen. ☺
Der Startschuss galt nur der 1. Gruppe, alle anderen Gruppen wurden manuell und visuell (die Startuhr war gut sichtbar) ins Rennen geschickt. Das Abfahren der Strecke und das Studieren des Streckenprofils zeigte, dass es eigentlich permanent leicht bergan geht, was ich überhaupt nicht mag, da es für ständig schieben mir zu kräfteraubend und für den Diagonalschritt eigentlich zu flach ist. DP mit zwischenschritt war dann die Alternative. Alle 3 Stilarten wurden dann auch abwechselnd von mir eingesetzt. Aus unserer Startgruppe entflohen gleich mal 2 Gute. Ich reihte mich dann hinter der Startnummer 147 ein und so schob ich einige Zeit, bis ich ihn dann überholte und nach vorne ging. Auch wenn ich bisschen Abstand gewann wurde ich von weiteren Läufern überholt und auch 2 km vor der Wende reihte ich mich wieder hinter der 147 ein. Selbst habe ich nur eine Teilnehmerin und einen Teilnehmer, die vor mir gestartet waren, überholen können. Die Wende bedeutete gleichzeitig, dass es ca. 3 km leicht bergab ging. Weiterhin blieb ich im Windschatten, bis mein Konkurrent zu seiner Trinkflasche griff und dadurch sein Tempo verringerte. Ich schob weiter, nahm ein Gel zu mir und konnte einige Meter zwischen uns bringen als es dann zum Finalanstieg nach Oberhof ging. Meine Herzfrequenz hielt ich permanent im Schwellenbereich von 167. Die „Abfahrt“ hat für eine gute Erholung gesorgt, der Puls sank auf 155 und ich freute mich auf einen Anstieg, der komplett diagonal genommen werden kann, was mir eigentlich besser liegt. Den Abstand zur 147 konnte ich halten und ab und zu auch vermuten, dass er größer wurde. 2 km vor dem Ziel hörte ich aber deutlich, dass das Geräusch der in den Asphalt einhämmernden Stockspitzen von hinten immer näher kam. Ein drittes Mal wurde ich von ihm überholt und mein Versuch, dran zu bleiben, scheiterte. Bisschen demoralisierend schwanden aber auch die Kräfte und aus einem bisher gleichmäßigem Rollern wurde was Quälendes. Gut dass es schon kurz vor dem Ziel war!!
Im Ziel angekommen zeigte es mir eine Zeit von 1:20:33 Stunden an, was für mich enttäuschend war. Es sind dann noch die beiden von mir überholten ins Ziel gekommen und das war es dann. Die Startnummer wurde mir abgenommen, die Skiroller gab ich ab und genoss ein Mineralwasser und eine Banane, bevor wir uns auf den Weg zurück ins nahe gelegene Hotel machten. Die Siegerehrung warteten wir nicht mehr ab. Erwähnt werde ich sowieso nicht. Zu Heidi sagte ich nur, „wenn der Konkurrent, vor dem ich auf jeden Fall sein möchte, wieder vor mir ist, dann mache ich keinen Wettkampf mehr“, da ich wirklich 6x in der Woche, sehr abwechslungsreich und hart, nach Trainingsplan trainiere, aber keinen gravierenden Erfolg erkenne, zumindest nicht an Wettkampftagen. Und als dann in der Ergebnisliste wieder der Name vor mir stand, auch wenn es nicht mal 1 Minute war, ab da begannen dann meine Gedanken zu kreisen. Jetzt bin ich keiner, der klein beigibt und nach einer Niederlage, die ich wirklich schon oft erlebte, am Boden liegen bleibt und in Selbstmitleid versinkt, aber es stellt sich schon die Frage, ob ich zwar weiterhin trainiere wie bisher mit der Motivation mich bei Wettkämpfen an und mit anderen zu messen, oder ob ich trainiere, allein am Spaß am Sport und um fit zu bleiben?? Es hat sicher beides Vor- und Nachteile, und das beschäftigt mich momentan.
Da ich am Samstag für den SSV-Cup bei meinem Verein, der Skizunft-Römerstein, angemeldet bin und da auch starten werde, finde ich ja vielleicht auch wieder zu meinem alten Optimismus zurück, wenn das Rennen mal nach meinen Vorstellungen verläuft und auch endet!